Um Dich entwickeln zu können und Zugriff auf dein Potential zu bekommen, brauchst Du eine innere Geisteshaltung, die jenseits deiner Unzulänglichkeiten und der Dir vertrauten Lebenszusammenhänge verwurzelt ist. Du brauchst eine innere Ausrichtung auf einen Lebenssin, also eine Art persönliche Zielsetzung, damit Du deine Energien bündeln und ausrichten kannst – nur dann ist Veränderung, Entwicklung und persönliche Transformation möglich. Dies wird sehr schön in folgender Fabel verdeutlicht:
„Zwei Frösche gingen auf Wanderschaft, denn die heiße Sommersonne hatte ihren Tümpel ausgetrocknet. Gegen Abend erreichten sie einen Bauernhof, wo eine große Schüssel Milch zum Abrahmen aufgestellt worden war. Sogleich hüpften sie hinein und ließen es sich schmecken. Was keine gute Idee war.
Als sie ihren Durst gestillt hatten und wieder ins Freie wollten, gelang es ihnen nicht. Sie waren gefangen, denn die glatte Wand der Schüssel war für sie nicht zu bezwingen. Immer und immer wieder rutschten die beiden Frösche in die Milch zurück.
Viele Stunden mühten sie sich vergeblich. Ihre Schenkel wurden immer matter. Da rief einer der beiden Frösche: „Alles Strampeln ist umsonst, das Schicksal ist gegen uns, ich gebe auf!“ Er machte keine Bewegung mehr, glitt auf den Boden des Gefäßes und ertrank.
Sein Gefährte aber kämpfte verzweifelt weiter bis tief in die Nacht hinein. Da fühlte er plötzlich den ersten festen Butterbrocken unter seinen Füßen, er stieß sich mit letzter Kraft ab und war wieder im Freien.“ – nach einer Fabel des griechischen Sklaven und Fabeldichters Aesop, der um 550 v. Chr. lebte, sprachlich angepasst von Michael Behn
Die Humanistische Bewegung, die in den Sechziger/ Siebziger Jahren aus der Hippi-Bewegung und der Studentenrevolte heraus entstand, hatte genau diese Ausrichtung auf die inneren Werte und Entwicklungsmöglichkeiten des Menschen. Aus den Schrecken des Krieges und des Nationalsozialismus heraus hat sich eine starke Gegenbewegung formiert, die sich daran orientierte, das Gute im Menschen fördern zu wollen. Die Begründer der Humanistischen Bewegung waren vielfach Juden, die die Schrecken der KZ’s überleben konnten, weil sie ihre Hoffnung und ihren Glauben an das Gute im Menschen nicht aufgegeben hatten.
So auch der Psychologe und Begründer der Existenzanalyse, Viktor E. Frankl, der die Grausamkeiten der Konzentrationslager überlebte und anhand seiner eigenen Erlebnisse während der Judenverfolgung sehr anschaulich beschreibt, dass der Mensch selbst unter den unmenschlichsten und absurdesten Bedingungen noch die Wahl hat zu entscheiden, ob er an der Aussichtslosigkeit seiner Lage verzweifelt oder sich auf innere Werte und einen persönlichen Lebenssinn beruft:
„Das Wissen um eine Lebensaufgabe hat einen eminent psychotherapeutischen und psychohygienischen Wert. Wer um einen Sinn seines Lebens weiß, dem verhilft dieses Bewusstsein mehr als alles andere dazu, äußere Schwierigkeiten und innere Beschwerden zu überwinden.“ – Viktor Frankl (1905-1997)