Körperpsychotherapie Ratgeber -

Wieso hat der Verstand bei vielen Menschen die Vorherrschaft über ihre Körperintelligenz übernommen?

Liebe Leserin, lieber Leser,
durch Beiträge in unserem BLOG werden wir Ihnen Inhalte und unsere Haltungen innerhalb unseren Ansatzes der Energetischen Körpertherapie vermitteln. Heute beschäftigen wir uns mit der natürlichen Balance zwischen dem Verstand und der Körperintelligenz von uns Menschen und welche Entwicklungen im Leben eines Menschen diese Balance ins Ungleichgewicht bringen.

Mit unserem Verstand entwickeln wir Menschen die Fähigkeit zu verstehen, Begriffe zu bilden, logische Schlussfolgerungen zu ziehen, zu urteilen und zu denken. Die Hirnforschung hat heutzutage bewiesen, dass die Denkentwicklung bei uns Menschen im präfrontalen Cortex entsteht und auch von dort aus gesteuert wird. Dieser Bereich unseres Gehirns befindet sich direkt hinter der Stirn. Wenn ein Mensch seine Aufmerksamkeit stark auf sein Denken ausrichtet, kann sich dies physiologisch am Körper abbilden. In dem Fall spricht man auch häufig von einer Denkerstirn, die sich mit den Jahren entwickelt hat. Charakterisiert ist diese durch ihre Höhe und sie hat zwischen den Augenbrauen eine tiefe Furche.

Der präfrontale Cortex ist direkt mit dem limbischen System verschaltet. Während der präfrontale Cortex uns eine situationsangemessene Handlungssteuerung erlaubt, dient das limbische System zur Verarbeitung von Gefühlen. Erst die Verschaltung von den beiden Gehirnarealen erlaubt uns die Wahrnehmung von Gefühlen und macht uns diese bewusst. Der präfrontale Cortex stellt für uns Gefühle, die aus dem limbischen System kommen, in einen größeren Kontext und macht sie somit bewusst. Grundsätzlich beeinflussen wir also unser emotionales Erleben durch die Gedanken, die wir uns über unsere Emotionen bilden.

Dies ist äußerst wichtig, sonst könnten wir unsere Gefühle gar nicht situationsangemessen beurteilen und einordnen. Ein Beispiel dazu: Wenn sich ein dreijähriges Kind in den Finger sticht und das Blut fließen sieht, kann es so sehr von seinen eigenen Emotionen überwältigt werden, dass es das Gefühl entwickelt an dem Stich sterben zu müssen. Der Trost und die Geborgenheit der Mutter gleichen die Angst des Kindes aus und beruhigen es. Das Kind lernt in der Obhut der Mutter, dass man nicht an einem Stich im Finger sterben wird. Dies merkt sich das Kind und speichert diese Erkenntnis im Gehirn ab. Wenn sich dieses Erlebnis in der Zukunft wiederholen sollte, kann sich das Kind aufgrund der zuvor gemachten Erkenntnis allmählich selbst beruhigen und die Emotionen ausgleichen, weil es sich zurück erinnert und die neue Situation mit dem Verstand besser beurteilen und einsortieren kann.

Die Vorherrschaft des Verstandes als Schutzhaltung

Was passiert aber mit uns Menschen, wenn diese gesunde, natürliche Regulation des Denkens über unsere Emotionen aus dem Gleichgewicht gerät? Dann geht die Aufmerksamkeit zu sehr ins Denken und der Mensch fühlt sich immer mehr von seinem echten Gefühl abgetrennt. Dann überlagert das Denken die Gefühle und es kommt bei vielen Menschen zu einer rein analytischen Beschreibung ihrer Gefühle. Das echte und authentische Gefühl wird quasi durch den Verstand entschärft, weil es als zu bedrohlich wahrgenommen wird. Wodurch entsteht dieses Ungleichgewicht?

Aus unserer Sicht gibt es zwei wesentliche Gründe, die maßgeblich zu einer Störung des Gleichgewichtes von Denken und Fühlen führen:
<ul>
<li>Traumatisierungen im Allgemeinen, z.B. fehlende Empathie der Eltern, Missachtung, Gewalt</li>
<li>Überbetonung des Verstandes durch gesellschaftliche Konditionierungen</li>
</ul>
In beiden Fällen kommt es zu einer Überbetonung des Verstandes und zu einer Abspaltung der Gefühle. Ein Trauma ist eine emotionale Wunde, die den Menschen dazu zwingt, sich schützen zu müssen. Er hat gar keine andere Wahl und es ist der erste naheliegende Bewältigungsmechanismus, der uns Menschen zur Verfügung steht. Das Thema Traumatisierung ist so grundlegend und tiefgehend, dass wir uns in der Ausbildung immer wieder damit beschäftigen werden. An dieser Stelle sei erst mal so viel gesagt, dass traumatische Erfahrungen viele Menschen dazu zwingen ihre Aufmerksamkeit zum größten Teil in den Verstand zu verlagern. Umgangssprachlich sagen wir auch dazu, dass dieser Mensch sich im Kopf befindet.

Im zweiten Falle lernen wir Menschen durch gesellschaftliche Ansprüche und Erwartungen, dass von uns gefordert wird, die Aufmerksamkeit in den Verstand zu verlagern. In unserer von Konkurrenz und Leistung dominierten Gesellschaft kann man sich Gefühle nicht erlauben und schon gar keine Schwächen. Sprüche wie „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ oder „Augen zu und durch“ wirken in unserer heutigen Zeit fast schon harmlos und lächerlich, aber sie haben mehrere Generationen symptomatisch geprägt. Es ist also die gesellschaftliche Prägung und Anforderung, die uns zu „Kopfmenschen“ heranwachsen lässt.

Daher sind in unserer westlichen Kultur viele Menschen von ihren körperlichen Empfindungen und Gefühlen abgeschnitten und führen eine meist oberflächliche emotionale Beziehung zu sich selbst und anderen. Gedrängt durch die leistungsorientierte Konsumgesellschaft, richten sie ihre Aufmerksamkeit auf das sichere und erfolgsorientierte Vorankommen in der äußeren Welt und haben kaum noch Kontakt zu ihrer Innenwelt. Die äußeren Lebensumstände werden zum Maß aller Dinge und bestimmen die Beziehungsgestaltung zu sich selbst und anderen. Viele Menschen sind unglücklich und unzufrieden und wissen selbst oft gar nicht warum. Sie führen ein sinnentleertes, roboterhaftes, leistungs- und konsumorientiertes Leben, weil sie den Kontakt zu ihrem Innersten und ihren Gefühlen verloren haben. Nähe und Intimität zu anderen Menschen ist mit großen Ängsten verbunden, was dazu führt, dass ihr Verhalten überwiegend von Fluchttendenzen bestimmt wird.

Der Psychoanalytiker und Gesellschaftskritiker <strong>Arno Gruen</strong> schreibt in seinem Buch <strong>„Dem Leben entfremdet“</strong> über die grundlegende Problematik, wie wir Menschen in unserer Kultur schon bereits in frühester Kindheit von unserer natürlichen Empathie abgeschnitten werden. Dieses Buch beschreibt die Problematik unserer Kultur mit Fallbeispielen und einer sehr klaren Sicht.

Durch die fehlende Empathie der Eltern wird das Gefühlsleben bei vielen Menschen schon ab der Geburt verkümmert und eine schützende Machtposition erst gegenüber den Eltern und danach auch gegenüber anderen Menschen und der Umwelt muss dadurch zwangsweise eingenommen werden.

Körperintelligenz als natürliche Balance

Wenn der Kontakt zu den Gefühlen verloren geht, verkümmern instinkthafte und intuitive Fähigkeiten und die Menschen verlieren mehr und mehr den Kontakt zu ihrem seelischen Potential. Diese Menschen kommen dann in die Körpertherapie, weil sie keine nahen und intimen Beziehungen führen können.

Viele Menschen sprechen dann zunächst über ihre Emotionen und schildern ihre Probleme aus der Sicht ihres Verstandes. Sie sagen häufig, dass sie eben einfach Kopfmenschen oder Verstandesmenschen seien. Sie glauben dann so fest daran, dass es zu ihrer Identität wird und meinen, dass es ihrer Persönlichkeit zuzuschreiben ist, dass sie eben weniger fühlen als andere.

Zu berücksichtigen ist, dass weder der Verstand noch die Gefühle verherrlicht werden sollten. Wichtig ist hier für einen regulierenden Ausgleich beider menschlicher Fähigkeiten zu sorgen, um wieder in eine natürliche und gesunde Balance zu finden.

Unsere energetische Arbeitsweise der Körpertherapie Ausbildung ist darauf ausgerichtet dieses Missverhältnis zu korrigieren und die Beziehung zwischen dem Verstand und dem Körper wieder in eine natürliche Balance zurückzuführen.

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