Körperpsychotherapie Ratgeber -

Unser körperpsychotherapeutischer Ansatz fußt in der Humanistischen Psychotherapiebewegung

Das humanistische Menschenbild basiert auf der Idee der existentiellen Wahlfreiheit und Sinnorientierung und geht davon aus, dass der Mensch grundsätzlich über die Möglichkeit verfügt, seine Welt selbst zu gestalten.

Diese Sichtweise konfrontiert den Menschen mit seiner Eigenverantwortung für den Verlauf seines Leben sowie mit seinen Veränderungsmöglichkeiten. Der Mensch gestaltet seine Biographie durch seine wahlfreien Entscheidungen und ist für die Ausgestaltung seines eigenen Lebensweges, für die Gestaltung seiner sozialen Beziehungen und die Entwicklung seines individuellen Potentials voll verantwortlich. Die Humanistische Psychologie möchte dazu beitragen, dass sich gesunde, sich selbst verwirklichende und schöpferische Persönlichkeiten entfalten können.

Das Grundlagenwerk von Werner Eberwein „Humanistische Psychotherapie – Quellen, Theorien und Techniken“ bietet einen guten Einblick in die wesentlichen Gedanken, Modelle, Theorien und praktischen Vorgehensweisen der Humanistischen Psychotherapie:

„Humanistische Psychotherapie ist eine integrative psychotherapeutische Orientierung, die das psychische Wachstum durch Entfaltung spezifisch menschlicher Potenziale auf ein von Sinn getragenes, selbstverwirklichendes, authentisches Leben hin in den Mittelpunkt stellt. In der Humanistischen Psychotherapie wird der psychotherapeutische Prozess als fortgesetzte Tiefenselbsterkundung des Erlebens und besonders der Beziehungsmuster des Klienten in einem kooperativen Dialog mit dem Therapeuten gesehen. Humanistische Psychotherapie integriert erfahrungsorientierte, psychodynamische, ressourcen- und zielorientierte Ansätze. Sie dient dazu, die Lebendigkeit des Klienten und seine latenten Potenziale aus den Fesseln gefrorener Angepasstheit oder blinder Rebellion zu befreien. Ihr Ziel ist es, Beziehungsstörungen und Traumata zu transformieren, archaische Gefühle und Impulse zu kultivieren, also spürbar, lebbar und kontrollierbar zu machen und dem Klienten zu helfen, seine Identität zu erfühlen und zu definieren, seine eigenen Grenzen zu spüren, zu schützen und auszweiten, um einen vitalen, erfüllten Lebensweg zu gestalten. Ziel der Humanistischen Psychotherapie ist die Integration von abgewehrten Anteilen, die Förderung der Wahlfreiheit, die Entfaltung latenter Potenziale und die Orientierung der Lebensperspektive an sinnstiftenden Werten.“ – Werner Eberwein. Humanistische Psychotherapie. Quellen, Theorien und Techniken. Stuttgart 2009. Georg Thieme Verlag KG. S. Einleitung IX

Die innere Ausrichtung auf einen Lebenssinn

Um Dich entwickeln zu können und Zugriff auf dein Potential zu bekommen, brauchst Du eine innere Geisteshaltung, die jenseits deiner Unzulänglichkeiten und der Dir vertrauten Lebenszusammenhänge verwurzelt ist. Du brauchst eine innere Ausrichtung auf einen Lebenssin, also eine Art persönliche Zielsetzung, damit Du deine Energien bündeln und ausrichten kannst – nur dann ist Veränderung, Entwicklung und persönliche Transformation möglich. Dies wird sehr schön in folgender Fabel verdeutlicht:

„Zwei Frösche gingen auf Wanderschaft, denn die heiße Sommersonne hatte ihren Tümpel ausgetrocknet. Gegen Abend erreichten sie einen Bauernhof, wo eine große Schüssel Milch zum Abrahmen aufgestellt worden war. Sogleich hüpften sie hinein und ließen es sich schmecken. Was keine gute Idee war.
Als sie ihren Durst gestillt hatten und wieder ins Freie wollten, gelang es ihnen nicht. Sie waren gefangen, denn die glatte Wand der Schüssel war für sie nicht zu bezwingen. Immer und immer wieder rutschten die beiden Frösche in die Milch zurück.
Viele Stunden mühten sie sich vergeblich. Ihre Schenkel wurden immer matter. Da rief einer der beiden Frösche: „Alles Strampeln ist umsonst, das Schicksal ist gegen uns, ich gebe auf!“ Er machte keine Bewegung mehr, glitt auf den Boden des Gefäßes und ertrank.
Sein Gefährte aber kämpfte verzweifelt weiter bis tief in die Nacht hinein. Da fühlte er plötzlich den ersten festen Butterbrocken unter seinen Füßen, er stieß sich mit letzter Kraft ab und war wieder im Freien.“ – nach einer Fabel des griechischen Sklaven und Fabeldichters Aesop, der um 550 v. Chr. lebte, sprachlich angepasst von Michael Behn

Die Humanistische Bewegung, die in den Sechziger/ Siebziger Jahren aus der Hippi-Bewegung und der Studentenrevolte heraus entstand, hatte genau diese Ausrichtung auf die inneren Werte und Entwicklungsmöglichkeiten des Menschen. Aus den Schrecken des Krieges und des Nationalsozialismus heraus hat sich eine starke Gegenbewegung formiert, die sich daran orientierte, das Gute im Menschen fördern zu wollen. Die Begründer der Humanistischen Bewegung waren vielfach Juden, die die Schrecken der KZ’s überleben konnten, weil sie ihre Hoffnung und ihren Glauben an das Gute im Menschen nicht aufgegeben hatten.

So auch der Psychologe und Begründer der Existenzanalyse, Viktor E. Frankl, der die Grausamkeiten der Konzentrationslager überlebte und anhand seiner eigenen Erlebnisse während der Judenverfolgung sehr anschaulich beschreibt, dass der Mensch selbst unter den unmenschlichsten und absurdesten Bedingungen noch die Wahl hat zu entscheiden, ob er an der Aussichtslosigkeit seiner Lage verzweifelt oder sich auf innere Werte und einen persönlichen Lebenssinn beruft:

„Das Wissen um eine Lebensaufgabe hat einen eminent psychotherapeutischen und psychohygienischen Wert. Wer um einen Sinn seines Lebens weiß, dem verhilft dieses Bewusstsein mehr als alles andere dazu, äußere Schwierigkeiten und innere Beschwerden zu überwinden.“ – Viktor Frankl (1905-1997)

Wichtige Prinzipien der Humanistischen Therapie sind:

  • Der Therapeut versteht sich als Kooperationspartner, als Begleiter, als Unterstützer, manchmal als Herausforderer, aber nicht als „Macher“ der Therapie. Er ist nicht primär für Erfolg oder Misserfolg der Therapie verantwortlich. Der Klient muss seinen Weg selbst mit aller Kraft suchen und diesen auch selbst gehen.
  • Der Mensch hat selbst unter den unmenschlichsten und absurdesten Bedingungen noch die Wahl, ob er an der Aussichtslosigkeit seiner Lage verzweifelt oder sich dafür entscheidet, sich auf innere Werte und einen persönlichen Lebenssinn zu berufen.
  • Der Mensch kann nur als Ganzheit in seinem Erleben und Handeln erfasst werden. Das, was die individuelle Person ausmacht, kann nur begrenzt empirisch-statistisch oder biologisch-medizinisch erfasst und abgebildet werden.
    Ein Mensch kann einen anderen Menschen nur in Beziehung zu ihm, durch Verstehen und Dialog, Einfühlung und Abgrenzung erfahren.
  • Der Therapeut ist mit dem Klient in eine Wechselbeziehung eingebunden, innerhalb welcher der Therapeut einen Raum öffnet, in dem der Klient seine Gefühle und Beziehungsmuster reflektieren und transformieren kann. = Spiegelfunktion
  • Die Humanistische Psychotherapie leitet Heilungsprozesse im dialogischen Kontakt und mit den Mitteln des Kontaktes ein.

Diese Prinzipien stellen die Grundlage unseres Therapieverständnisses dar:

Wir nehmen als TherapeutInnen eine transparente Haltung gegenüber unseren KlientInnen ein. – Herstellung von Vertrauen und Glaube, weil der Klient am Beispiel des Therapeuten erfahren kann, dass dieser mit seiner Methode seine eigenen Traumata überwunden hat.

Wir sind authentisch in der Rolle des Therapeuten. Unsere Authentizität gibt dem Klienten die Möglichkeit, sich mit uns zu identifizieren und über einen echten authentischen Kontakt sich selbst im Spiegel des Therapeuten zu erleben. Nur wenn wir ein authentisches Gegenüber anbieten, kann der Klient sich in Beziehung zu uns ebenfalls authentisch erleben und über die Beziehungsgestaltung der Therapeuten-Klienten-Beziehung wichtige Rückschlüsse bezüglich seines eigenen Beziehungsverhaltens gewinnen.

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