„Ich möchte diese Ausbildung als Selbsterfahrungsprozess für mich machen.“
„Ich möchte an meiner Beziehungsfähigkeit arbeiten.“
Zu meiner eigenen Überraschung konnte ich im Vorgespräch mit Sadhu und Sansara sehr präzise benennen, warum ich diese Ausbildung machen wollte. Die zweite Aussage hatte ich aus einem spontanen Impuls heraus formuliert. Das Mundwerk war schneller als der Verstand, der das aus Schamgefühlen hätte zensieren können und ich wusste sofort, dass ich meine Wahrheit auf den Punkt ausgesprochen hatte. Die offene und warmherzige Präsenz meiner zukünftigen Ausbilder und das lockere Gespräch bestätigten mir, dass ich am richtigen Ort damit bin.
Seit einigen Jahren kenne ich die Wirkungsweise der Körperpsychotherapie aus eigener Erfahrung als Klientin. Sansara kannte ich schon aus der Frauengruppenarbeit am Institut. Durch diese Gruppenarbeit konnte ich wieder neues Vertrauen zu Frauen fassen und wechselte zu Sansara in die Einzelarbeit. Einer Frau als Therapeutin zu vertrauen, wäre noch vor wenigen Jahren undenkbar für mich gewesen. Zu groß war das Mistrauen aus der Kindheit, die Angst, die Schonhaltungen, bloß nichts zu nah an mich ran zu lassen. Heute ist ein Frauenkreis keine Bedrohung mehr für mich, sondern vielmehr ein Zuhause. Als Klientin konnte ich mit Hilfe der Körperpsychotherapie in den letzten Jahren große Veränderungsprozesse in meinem Leben vornehmen, wie unter anderem auch den Sprung in die berufliche Selbstständigkeit.
Die eigenen Traumatisierungen und Programme auf der Kopfebene zu verstehen ist hilfreich und doch lassen sich tiefgreifende Veränderungen im Leben nicht erdenken. Die Techniken der Körperpsychotherapie helfen mir, mich zu spüren und zu verkörpern. Achtzig Prozent der Ausbildungsseminare sind Selbsterfahrung: Teilnehmer üben an einander, Klient- und Therapeutenrolle im Wechsel, Üben, Ausprobieren, eine Art innere Therapeuteninstanz in mir selbst stärken – ja, genau das wollte ich!
Spüren, verkörpern … und in Beziehung bringen. In der Klientenrolle komme ich häufig mit kindlichen und frühkindlichen Gefühlen in Kontakt. Ich erfahre liebevolle Begleitung in unterschiedlichsten Gefühlszuständen. Mein Gegenüber ist ja auch noch kein ausgebildeter Körpertherapeut. Hier zu vertrauen, sich zu zeigen, ist nicht immer einfach. Mit unterschiedlichen Übungspartnern klingen auch unterschiedliche Themen an. Wir alle üben. Eigentlich ist es genauso, wie im Leben. Trotz alter Verletzungen in Beziehungen immer wieder neu Vertrauen riskieren, selbst wenn der Andere auch noch am Üben ist. Ins Leben und zu anderen Menschen ausgreifen, ohne dabei noch offene Verletzungen zu übergehen. Ich konnte in den Übungssessions auch Beziehungskonflikte der letzten Jahre nachbearbeiten und für mich neu einordnen. Sadhu und Sansara supervidieren die Prozesse und kommen häufig unterstützend dazu. Es gibt viel Raum für Austausch, nach den Partnerübungen und in der Großgruppe. Auch aktuelle Konflikte werden offen und mit Einfühlung für alle Beteiligten besprochen. Ich fühle mich sicherer, werde mutiger, auch jenseits der Ausbildung und in unterschiedlichsten Beziehungen in meinem Alltag.
Von Anfang an setzen Sansara und Sadhu einen großen Fokus auf Erdung. Ich stehe mit Erdung leider öfter mal auf Kriegsfuß. Umso wertvoller ist für mich die Auseinandersetzung damit. Jeder intensive Prozess braucht gute Erdung, um vom Klienten integriert werden zu können. Wie viel Anschieben ist sinnvoll? Welchen Ausgleich braucht es? Welche Techniken gibt es, um durch eine emotional schwierige Prozessphase zu gehen? Angeregt durch die Ausbildung setze ich mich mit diesen Fragen auseinander. Ich habe viele Aha-Erlebnisse zum Thema Erdung und verstehe, wie ich in dem Punkt besser für mich sorgen kann. Neben technischem Wissen vermitteln Sadhu und Sansara auch Fallbeispiele aus der Therapeutenpraxis und sprechen über ihre persönlichen Entwicklungsprozesse.
Die Erfahrungen in der Therapeutenrolle sind für mich sowohl sehr interessant als auch tief berührend. Manche Sessions haben einen geradezu magischen Flow. Durch meine Erfahrung als Yogalehrerin bin ich meist selbstsicher in der Anleitung eines körperlichen Übungsprozesses zu Atmung, Bewegung und Stimmausdruck. Bei der interaktiven Körperarbeit komme ich häufig auch mit Berührungsängsten, Zweifeln und grundsätzlichen sozialen Unsicherheiten in Kontakt.
Vor allem in den ersten Seminaren bemerkte ich immer wieder Hemmungen, den Klient an mögliche Konfliktpunkte heran zu führen und schwang stark mit dem Klienten mit. Das Thema Grenzen tauchte für mich immer wieder auf. Was ist gesunde Abgrenzung und wie funktioniert sie? In meiner Kindheit habe ich das Wechselspiel zwischen Symbiose und Einsamkeit gelernt. Aus dieser Sicht ist Abgrenzung ein sehr dramatisches Thema, wobei es eigentlich ganz natürlich sein sollte, eigene Grenzen und Bedürfnisse spüren und vermitteln zu dürfen. Als Therapeutin brauche ich Präsenz, einen eigenen Standpunkt und Offenheit, für das, was da ist. Die Ausbildung fordert mich durch die intensive Praxis immer wieder aufs Neue zu einem Umdenken und zu einer Auflockerung der früher gelernten Sichtweisen heraus. Ich begleite meine Klienten in Übungssituationen zu unterschiedlichsten Themen und lerne dadurch selbst als Gegenüber mit.
Ich empfinde die Körperpsychotherapieausbildung als enorme Bereicherung für mein persönliches Leben und bin sehr dankbar für diese intensive Erfahrungsreise. Jetzt im Aufbautraining wird mir klar, dass ich auch therapeutisch arbeiten möchte. Im Moment ist das noch eine Vision für die Zukunft. Der konkrete Weg dorthin wird sich Schritt für Schritt zeigen, das weiß ich.
Pratibha, 34, Berlin